Zentraleinrichtung Botanischer Garten und Botanisches Museum

Durch Herausforderungen wie Biodiversitätsverlust und Klimawandel ist der botanische Artenschutz essentiell, um die Natur auch für künftige Generationen zu erhalten. Das führt zur Notwendigkeit gesellschaftlichen Handelns und einer Transformation der Gesellschaft. Um den Artenverlust aufzuhalten oder sogar umzukehren, muss wissenschaftsbasiert gehandelt werden.
Gerade im urbanen Raum wie Berlin, der von starken menschlichen Einflüssen geprägt ist, steht der Artenschutz in engem Zusammenhang mit den Themen Stadtökologie und urbane Biodiversität, ein Themenkomplex, welcher in einer Metropole von der Größe Berlins eine besondere Herausforderung darstellt. Das bedeutet, Expertise aus Wissenschaft und Forschung für verschiedene gesellschaftliche Zielgruppen aufzubereiten, aber genauso auch Informationsbedarfe und Fragestellungen aus der Praxis in Wissenschaft und Forschung einzubringen und die verschiedenen Belange der Stakeholder zu berücksichtigen.
Im Rahmen einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Botanischen Garten Berlin (BO) und der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (Sen MVKU) soll zu diesem Zweck im Rahmen eines Pilotprojektes die Beratungsstelle Urbane Biodiversität, Stadtökologie und botanischer Artenschutz am Botanischen Garten ins Leben gerufen werden, um diese wichtige Schnittstellenposition zu besetzen. Der botanische Artenschutz ist ein Schwerpunkt des BO und so kann dessen bestehende wissenschaftliche Expertise hier verankert werden.
Die vom BO vertretenen Themen reichen dabei von der Artenkenntnis durch sammlungsbasierte integrative Taxonomie (Herbarium Berolinense mit nahezu 4 Millionen Belegen), dem Monitoring und Modelling von Vorkommen und der Populationsgenetik, bis hin zu angewandter Forschung, einschließlich Lagerung von Samen aus Wildaufsammlungen in der Dahlemer Saatgutbank, Erhaltungskulturen in der Lebensammlung und Wiederansiedelungsprojekten von Verantwortungsarten. Im Berliner Raum steht zu diesen Themen die effektive Kommunikation mit Stadt- und Bezirksbehörden sowie Einrichtungen wie der Stiftung Naturschutz und dem Naturschutzbund Deutschland im Vordergrund.
Dabei ist eine enge Vernetzung innerhalb der Berliner Biodiversitätslandschaft mit Behörden und einschlägigen Stakeholdern, einschließlich der SenMVKU, des Pflanzenschutzamtes, der Stiftung Naturschutz, dem Botanischen Verein, der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg sowie Expertisen im Bereich der Zoologie (Museum für Naturkunde) avisiert. Innerhalb des BO Berlin besteht eine wichtige Schnittstellenfunktion mit den Abteilungen I (Evolution und Biodiversität), II (Biologie Sammlungen) und III (Museum und Gesellschaft) und der ZBS (Zentrum für Biodiversitätsinformatik und Sammlungsdatenmanagement).
Wir suchen hierfür eine*einen engagierte*n wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in. 

Aufgabengebiet:
• Durchführung eines wissenschaftlichen Schwerpunktprojekts zum Thema Berliner Regionalflora und regionales Saatgut in Zusammenarbeit. Ziel ist die Erarbeitung einer pragmatischen, wissenschaftlich fundierten Artenliste für die Gestaltung städtischer Grünflächen unter Berücksichtigung ökologischer Zusammenhänge sowie die Erstellung einer Liste von wichtigen Arten wildwachsender Gefäßpflanzen Berlins
• wissenschaftliche Unterstützung von Forschungsprojekten in den Abteilungen Evolution und Biodiversität (historische Flora Berlins, Modellierung der Effekte des Klimawechsels), Biologische Sammlungen (Biotop-Monitoring, Eh-da-Flächen, Analyse von Umweltparametern für Wiederansiedelungsprojekte) und Bildung und Outreach (Monitoring durch Citizen Science, Artenkennernetzwerk) sowie dem Zentrum für Biodiversitätsinformatik und Sammlungsdatenintegration (semantische Verknüpfung von Datenstrukturen im Bereich urbaner Biodiversität) durch wissenschaftlichen Austausch; wissenschaftliche Unterstützung Flaggschiffprojekt Botanischer Artenschutz
• wissenschaftsbasierte Beratungstätigkeit im Bereich Urbane Biodiversität, Stadtökologie und botanischer Artenschutz: Entwicklung eines Konzepts zum Transfer biodiversitätsrelevanter Grundlagen für ein nachhaltiges Biodiversitätsmanagement in der Berliner Stadtgesellschaft auf verschiedenen Ebenen und Vermittlungsformaten; Zielgruppen sind Berliner Behörden, insbesondere SenMVKU und dezentrale Bezirksumweltämter, Grünflächen- und Gartenbauämter, aber auch Akteure der Stadtgesellschaft und Stakeholder in der Industrie
• Entwicklung eines wissenschaftsbasierten Beratungskonzepts einschließlich logistischer und inhaltlicher Unterstützung (Webseite, Wikis und FAQ zu einschlägigen Fragen und Themen, Ticketsystem, Helpdesk); in diesem Zusammenhang Entwicklung und Durchführung von Beratungsformaten (Stakeholder Workshops, Informationsvorträge) sowie Konzeption und Ausarbeitung von Informationsmaterialien (Flyer, Broschüren), sowohl redaktionell als auch grafisch; Neubearbeitung der Broschüre zu gebietseigenen Herkünfte mit angewandter Zielstellung für den Berliner Raum
• wissenschaftsbasierte Vernetzung innerhalb der Berliner Biodiversitätslandschaft mit Behörden und einschlägigen Stakeholdern; Erstellung eines wissenschaftsbasierten Expertisen-Netzwerks und Etablierung eines Expertisen-Workflows zur umfassenden Abdeckung des Beratungsbedarfs sowie Entwicklung von Verweislisten

Einstellungsvoraussetzungen:
Abgeschlossenes wiss. Hochschulstudium (Master) in Biologie (bevorzugt Botanik) mit ausgewiesenem Schwerpunkt zu den Themen Pflanzentaxonomie, Populationsgenetik, Vegetationskunde oder Stadtökologie.

(Berufs-)Erfahrung:
Eine geeignete, den Anforderungen entsprechende, mind. zweijährige hauptberufliche Tätigkeit im Bereich Botanischer Artenschutz, Vegetationskunde einschl. Pflanzenmonitoring, Stadtökologie bzw. Biodiversitätsmanagement mit Schwerpunkt Pflanzen, oder eine vergleichbare Tätigkeit, ausgewiesen durch wissenschaftliche oder wissenschaftsbasierte Publikationen und/oder Kenntnisse in den relevanten Arbeitsbereichen und Themenfeldern (Pflanzentaxonomie, Vegetationskunde, Artenschutzregularien, Biodiversitätsinformatik)

Erwünscht:
Abgeschlossene Promotion (Ph.D.) in Biologie; gute Artenkenntnisse im Bereich der Gefäß- und vor allem Blütenpflanzen; vegetationskundliche Kenntnisse; Erfahrung/Expertise im botanischen Artenschutz; Kenntnisse von einschlägigen Fachdatenbanken; nachgewiesene Erfahrung in der statistischen und wissenschaftlichen Auswertung von Daten und der einschlägigen Methoden und in der Publikation wissenschaftlicher Arbeiten und von Texten der Wissens- und Wissenschaftsvermittlung; ausgewiesene Fachkenntnisse und/oder Erfahrung in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung; strukturelle und inhaltliche Gestaltung von Fragebögen sowie Kenntnis der hierfür einschlägigen Methoden und Tools (z.B. LimeSurvey, SurveyMonkey, Qualtrics); Gestaltung von Informationsmaterialien und Gestaltung und Umsetzung von einschlägigen Kommunikationsformaten.
Gute Teamfähigkeit, sehr gute Kommunikationsfähigkeit, gute Englischkenntnisse, Bereitschaft zur konstruktiven Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit und verschiedenen Stakeholdern im Bereich urbane Biodiversität und Naturschutz, Fähigkeit zu aktivem Networking mit Fachkolleg*innen sowie Behörden und Stakeholdern.