Ausschreibung für eine von zwei Masterarbeiten

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, ist ein weltweit tätiges archäologisches Forschungsinstitut und Museum mit Hauptsitz in Mainz und weiteren Standorten in Neuwied, Mayen und Schleswig. Seit seiner Gründung im Jahr 1852 widmet sich das Museum den materiellen Hinterlassenschaften aus drei Millionen Jahren Menschheitsgeschichte mit dem Ziel, menschliches Verhalten und Handeln sowie die Entwicklung und den Wandel von Gesellschaften zu verstehen.

Ausschreibung für eine von zwei Masterarbeiten zum Thema:

Menschen mit Fluchterfahrung im Museum – qualitative Evaluierung von partizipativen Interventionen im musealen Kontext

Ein Projekt des Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz und des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (GNM) im Rahmen des Leibniz-Labs "Gesellschaftliche Umbrüche und Transformationen"

Gegenstand und Fragestellungen

Kriege und Vertreibung verursachen Migrationsbewegungen und ziehen tiefgreifende gesellschaftliche Transformationsprozesse nach sich. Erzwungene Flucht war und ist in der Biografie eines Menschen die wohl schwerwiegendste Umbruchserfahrung überhaupt. Welche Bildungsassistenz wünschen sich Menschen mit Fluchterfahrungen wirklich, und wie können museale Formate Partizipation als Integrationsfaktor eröffnen? Noch immer dominieren in der museumspädagogischen Vermittlungspraxis Methodenansätze, die sich auf Lehrplanpassungen, die Verknüpfung zur formalen Bildung oder auch auf Sprachanforderungen in Integrationskursen beziehen. Wie kann die Zielgruppe aber im Museum in ihrem Wohlbefinden, ihrer Selbstwirksamkeit und Resilienz gestärkt werden? Welche Erfolgsfaktoren können für das Gelingen derartiger Bildungsangebote in Museen ausgemacht werden? Die beiden kulturgeschichtlich ausgerichteten Forschungsmuseen der Leibniz Gemeinschaft – das Leibniz-Zentrum für Archäologie und das Germanische Nationalmuseum – bieten durch ihre Objektsammlungen eine besondere Vermittlungsbasis, die es den Teilnehmer*innen ermöglicht, Umbruch, Neuanfang und Migration zu reflektieren und selbst Erlebtes zu bearbeiten.

Formate

Beide Museen eröffnen in aktivierenden produktiven und künstlerisch-ästhetischen Aktivitäten Objektzugänge zum tieferen Verständnis von Umbruch und Transformation. Sie involvieren und motivieren Menschen mit Fluchterfahrung, die sich aufgrund ihrer aktuellen Lebenssituation oder ihrer Sozialisation nur schwer in klassische, textbasierte Vermittlungssituationen einfinden können.

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz wählt den methodisch neu entwickelten und bislang im geisteswissenschaftlichen Kontext noch nicht angewendeten Ansatz des Maker Space. Das produktive Tun öffnet den Kopf für ein Thema und einen Diskursraum, in dem Sprachbarrieren auch non-verbal – durch Tun, Beobachten und Zeigen unterstützt – bewältigt werden können. Material und Werkzeuge evozieren in ihrer Affordanz unterschwellige Fähigkeiten, die im Tun sichtbar und im Austausch bewusst werden. Im Machen erleben die Teilnehmenden nicht nur eigene Kompetenzen, sondern nehmen sich selbst als wirksam wahr. Das gemeinsame "Making" inspiriert und regt die Kommunikation über Vorgehen, Arbeitsergebnisse, Umbruch und Transformation in Objekten an.

Im Germanischen-Nationalmuseum Nürnberg werden freie kunstpädagogische Interventionen in einem offenen Atelier angeboten. Im Mittelpunkt steht das ergebnisoffene, prozessorientierte, experimentelle Ausloten der vielfältigen Möglichkeiten künstlerischen Schaffens. Die Teilnehmer*innen lernen in Auseinandersetzung mit den zuvor im Museum gemachten Erfahrungen Techniken kennen und arbeiten mit verschiedenen Materialien. Sie erkunden u.a. unterschiedliche Spielarten der Zeichnung und entdecken diese als Möglichkeit, den eigenen Gestus zu erproben und Ausdruck für die eigene Situation zu finden. Gerade wo Sprache versagt, bietet das künstlerische Tun die Gelegenheit, sich zu verständigen und Ungesagtes zum Ausdruck zu bringen.

In Anbetracht des geschlossenen Projektrahmens planen beide Museen, mit ukrainischen Geflüchteten zusammenzuarbeiten. Der Kontakt zur Fokusgruppe ist bereits hergestellt und es wird eine maximale Gruppengröße von zehn Teilnehmer*innen angestrebt.

Gegenstand der auszuschreibenden Masterarbeiten

Im Vorfeld wird gemeinsam ein teilstrukturierter Leitfaden mit den beiden Kandidat*innen in Mainz und Nürnberg entwickelt sowie die konkrete Fokussierung der jeweiligen Arbeiten in Kooperation und Beratung mit den betreuenden universitären Partnerinstitution definiert. Angestrebt wir ein Beginn im Herbst/ Winter 2025.

Jede der geplanten Masterarbeiten setzt sich demnach wie folgt zusammen:

• Durchführung von teilstrukturierten Prä- und Postinterviews (je in Mainz und Nürnberg)
• Ergänzende Beobachtungen bei den sechs Workshop-Terminen
• Transkription und wissenschaftliche Auswertung
• Verfassen der Ergebnisse und Vorlage der Arbeit

Während der Laufzeit ist ein regelmäßiger und bedarfsgerechter Austausch aller Partner*innen (Präsenz und Webmeetings) vorgesehen.

Finanzierung

Für die Durchführung der oben beschriebenen Masterarbeit mit allen zugehörigen Arbeiten ist ein Honorar von jeweils einmalig 4.000 Euro ausgeschrieben.

Aufbereitung der Daten und anschließende Fachpublikation

Die abschließende Veröffentlichung der Daten und Ergebnisse aus beiden Evaluierungen (in Mainz und Nürnberg), mit davon abzuleitenden allgemeinen Handlungsempfehlungen für das partizipative Arbeiten im Museum mit der Zielgruppe, bildet den Projektabschluss. Die gemeinsame Präsentation der Ergebnisse in (inter)nationalen Fachorganen der Museumsvermittlung ist vorgesehen (sieht u.a. auch Präsentation der Ergebnisse im Leibniz-Kompetenzzentrum Bildung im Museum vor). Die redaktionellen Kosten sind durch den Projektetat gedeckt. Die Vorlage ist verbindlich für 2026 terminiert.

Wir freuen uns über Ihr Interesse und stehen jederzeit für ein Vorgespräch zur Verfügung

Formlose Bewerbungen und/ oder Fragen richten Sie gerne an:

Dr. Antje Kluge-Pinsker und Lisa Böhres-Rübeling

Leibniz-Zentrum für Archäologie

Ludwig-Lindeschmit-Forum 1

55116 Mainz

06131/

Bewerbungsschluss

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